Denkmalpflege

Dauerhafte Sanierung auch am Denkmal

Die Kenntnis der Schadensursachen hilft, ein Bauwerk in seinem Alterungsprozess zu begreifen. Auch Nutzungen oder Nutzungsänderungen hinterlassen Spuren, negative Auswirkungen auf das Bauwerk gilt es zu erfassen und unpassende Sanierungen zu vermeiden.
In Gesprächen mit Eigentümern, Nutzern und Denkmalpflegern gilt es Schadensbilder aufzuzeigen, Ursachen zu klären und Sanierungsmöglichkeiten zu finden, um auch am Denkmal eine dauerhafte, schadensfreie Sanierung durchzuführen. 

Kirchen ohne Dachrinnen?

Wasser muss vom Bauwerk ferngehalten werden. Sind Dachrinnen oder Fallrohre verstopft, defekt oder nicht vorhanden, wird ein Gebäude nachhaltig geschädigt. Bei andauernder Einwirkung sind Farbbeschichtungen, Putz bis hin zum Mauerwerk betroffen. Besonders gefährdet sind Holzbaustoffe wie Teile der Dachkonstruktion, Fachwerk und Fenster. Aber auch Bauwerke mit Ziegel- oder Natursteinfassaden werden geschädigt. Bei starkem Schlagregen (Beanspruchungsgruppe 3) ist nach den Regeln der Technik einschaliges Sichtmauerwerk nicht möglich.

Eine dauerhafte Beanspruchung der Fassaden durch Niederschlag von Dachflächen führt zu einer signifikant erhöhten Feuchtebelastung der Außenwände. Diese Bauteile nehmen dann regelmäßig Feuchtigkeit auf. An den Wandoberflächen, wie z.B. Klinkermauerwerk, kann es zeitweise zu Abtrocknungen mit nachfolgender Salzkristallisation und Zerstörung der Ziegel- oder Putzoberflächen kommen.

Historischer Putz nach heutigen Erfahrungen

Ein Außenputz ist unmittelbar der Bewitterung ausgesetzt, infolgedessen ändert sich seine Struktur im Laufe der Zeit. Er wird vor Ort hergestellt und entwickelt rasch eine gewisse Festigkeit. Umkristallisationen, Auswaschungen und Einlagerungen verändern in der Standzeit die Putzstruktur. Ein historischer Putz hat daher heute nicht mehr die Zusammensetzung und die Eigenschaften, die er anfangs aufwies. Es ist regelmäßig zu hinterfragen, ob es wirklich vertretbar ist, die Originalsubstanz so hoch zu bewerten, ob es nicht richtiger ist, die Originalarchitektur dauerhaft und mit heute verfügbaren Mitteln zu erhalten. (Helmut Künzel, Bauphysik, Geschichte und Geschichten)
 
Der Außenputz ist als Schutz- und Verschleißschicht zu bewerten. Es wäre normal, diese nach Verschleiß völlig zu entfernen und durch neue, moderne Putze nach unseren heutigen Erfahrungen zu ersetzen, selbst verständliche in der historischen Oberfläche.

Ist eine Abtrocknung nach außen nicht mehr möglich, wird das Wasser bis an die Innenoberfläche transportiert. Über die Zerstörung der Wandbaustoffe hinaus wird sodann ständig Feuchtigkeit an die Raumluft abgegeben. In der Folge steigt die Luftfeuchte, ein Befall durch Schimmelpilze kann einsetzen. Bei Begutachtungen in einer sanierten Dorfkirche wurde zudem ein starker und umfangreicher Befall durch Anobien (Gewöhnlicher Nagekäfer) an Holzkonstruktionen der Emporen, am Kirchgestühl, an der Orgel und am Altar festgestellt. Eine derartige Vernichtung von Kulturgut ist zu verhindern! 

Zur Erbauungszeit von Dorfkirche waren Rinnen und Fallrohrer aus Kupfer vergleichsweise teuer, sie wurden daher aus Kostengründen eingespart, nicht aus architektonischen. 
 
Heute sind es falsch verstandene denkmalpflegerische Zielsetzungen, die den Anbau von Rinnen und Fallrohren verhindern. 
Für eine nachhaltige, dauerhafte Sanierung und zur Bewahrung von Kulturgut muss heute vorhandenes Wissen genutzt werden. 
 
Dachrinnen müssen auch an Dorfkirchen abgebaut werden!