Atmende Wand
Max von Pettenkofer...
… kann als ein Wegbereiter der Bauphysik im 19. Jahrhundert bezeichnet werden, auf ihn geht eine Reihe technischer Errungenschaften zurück, insbesondere im Kampf gegen die Cholera. Pettenkofer führte 1850 Luftwechselmessungen in einem Versuchsraum mit unterschiedlichen Randbedingungen durch. Dabei klebte er Türöffnungen, Schlüssellöcher und den Kamin zu, dennoch wurde ein Luftwechsel gemessen.
Die Messergebnisse konnte sich Pettenkofer nur so erklären, dass ein erheblicher Luftaustausch durch die Wände erfolge. Hier hat Pettenkofer die Messergebnisse falsch interpretiert, der Mythos der atmenden Wand war geboren und schlich sich aufgrund der hohen Reputation Pettenkofers als Volksglaube ein.
Heute weiß man,
… dass bei der Messung der Luftdichtheit beispielsweise auch die Anschlüsse von Tür- und Fensterrahmen, Übergänge von Bauteilen wie Holzstielen und Schwellenhölzern an das Bauwerk zu berücksichtigen sind. Gerade diese hatte Pettenkofer unterschätzt oder nicht beachtet.
Kerzenversuch nach Pettenkofer
Eine 12 cm lange Probe aus Luftkalkmörtel wurde an den Mantelflächen abgedichtet, an den Stirnflächen je ein Trichter aufgesetzt.
In einer Demonstration blies Pettenkofer auf der einen Seite in den Trichter hinein, die so gebündelte Luft konnte auf der anderen Seite eine Kerze zum Erlöschen bringen.
Nach Pettenkofer funktionierte das bei Ziegel und porösem Sandstein, jedoch nicht bei dichtem Kalk- oder Bruchstein. Auch bei feuchten Wänden war kein Durchblasen möglich.
Er schlussfolgerte, dass durch feuchte Wände keine Ventilation stattfinden kann, was er als den wesentlichen Nachteil feuchter Wände bezeichnete.